Donnerstag, 16. März 2023

Costa Rica und Regen

Ich will wieder an's Wasser, da ist es mit dem Zelten einfacher. Meine Hände und Füße schmerzen, ich habe eine allergische Reaktion auf die Ameisen. Ich muss mich total zusammenreissen dass ich mich nicht aufkratze. In der Apotheke bekomme ich eine teure Creme mit geringem Cortisongehalt. Es ist anstrengend, ich bin nicht gut drauf. Zudem ist der Verehr wieder erbarmungslos. Ab dem Flughafen von Liberia sind die ganzen Mietautos mit nordamerikanischen Touristen dazu gekommen. Endlich kann ich auf eine kleinere Strasse abbiegen, die Anstiege sind steil und ein kleiner Fluss will durchquert werden. Es fängt an zu regnen. Allerdings ist es so warm dass ich einfach nass werde und ohne Regenjacke weiter fahre.



In Brasilito gibt es einen kleinen Zeltplatz direkt am Strand. Hier trinke ich mein erstes costaricanisches Bier, "Imperial". Vom Nachbarn aus Texas geschnorrt. Der wohnt hier schon seit 6 Wochen in seinem riesigen Wohnmobil. Macht nix anderes als vor seinem Fahrzeug zu sitzen, auf's Wasser zu schauen und Bier zu trinken. Morgens um 6 Uhr geht's los, um 10 Uhr hat er schon 5 Dosen geleert. Ich habe derweil gefrühstückt, Zelt abgebaut und 4 LKW-Reifen-Drähte aus meinem Hinterrad gezogen. Fiese Dinger, schon wieder muss ich den Reifen abziehen und den Schlauch flicken.
Ich radle weiter an der Küste entlang. Endlich kann ich auf eine einsamere Strasse abbiegen. Die Landschaft ist schön! Aber irgendwie kriege ich den Eindruck nicht los dass Costa Rica ein großer Outdoor-Supermarkt ist. Hauptsächlich US-amerikanische Touristen, überall Immobilienangebote und teils richtig dekadente Villen. Alles ist schweineteuer, die Gespräche mit Einheimischen rar.







Und dann sehe ich meine ersten Brüllaffen! Eigentlich höre ich sie erst, und als mein Blick nach oben geht sehe ich sie. Sie schmausen sich röhrend durch die Mangobäume.


Für heute ist Regen angesagt, und der kommt dann auch. Vorher werde ich sowieso nass von einer knietiefen Flussdurchquerung. Ich muss schieben, der Kies wirft mich vom Rad. Leider hat meine Tasche ein Loch, das stelle ich später fest.
An einem Gemüsewagen halte ich an um Obst und Gemüse nachzukaufen und den heftigsten Guss abzuwarten. Mal wieder bekomme ich meinen "Einkauf" geschenkt. Die beiden Frauen stellen Fragen, eine lustige Unterhaltung. Ich freue mich dass ich wieder in Kontakt komme mit Einheimischen.



Am Strand angekommen darf ich seit langem mal mein Zelt im Regen aufbauen. Irgendwie ist alles klamm und meine Klamotten muffeln von der ständigen Feuchtigkeit. Brauche wohl mal wieder einen Waschsalon... 
Eine Nacht bleibe ich am Surferstrand mit cooler Bar und Internet. In der Nacht regnet es ausgiebig. Am nächsten Morgen lasse ich mir Zeit und trockne ein bisschen meine Sachen. 



In Samara gibt es einen Waschsalon, und einen Campingplatz gibt es auch. Also mein heutiges Tagesziel. Auf dem Weg fahre ich viel auf unasphaltierten Strecken mit unglaublich steilen Abschnitten. Da bleibt mir schon mal die Puste weg. Aber auch die Landschaft ist atemberaubend. Eine Brücke nur für Fussgänger und Zweiräder, ein Stück Hamburg in Costa Rica und eine weitere Flussdurchquerung.






Nach einer weiteren Nacht direkt am Wasser geht es weiter auf der kleinen Küstenstrasse. 



Bis zu 14% Steigung gibt es hier abschnittsweise auf losem Untergrund. Ich kämpfe mich mal wieder einen Anstieg hoch, das Schieben ist in der Hitze extrem kräftezehrend, da kommt mir ein Jeep entgegen. Die US-amerikanische Lady hinter'm Steuer hat mich vor einem Moment überholt und ist zurück gekommen um mir einen Lift anzubieten. Ich nehme das Angebot an und lasse mich in den nächsten Ort shutteln. In einem schicken Restaurant lädt sie mich zum Essen ein. Coco lebt seit einiger Zeit in Costa Rica und vor kurzem ist sie von der karibischen Seite an die Pazifik-Küste gezogen. Ihr Online-Job ermöglicht ihr das Arbeiten von hier aus. Wir unterhalten uns über Reisen, Abenteuer und unsere Kindheit. 


Für mich geht es weiter, die nächste Steigung steht an. In meiner Richtung grollt der Donner. Im nächsten Ort erwischt es mich, der Regen prasselt und ich stelle mich an einem Haus unter das Dach. 


Ich rufe um um Erlaubnis zu bitten, niemand da. Kurze Zeit später kommt der Bewohner. Mario kommt vom erfolglosen Angeln. Seit 4 Uhr morgens ist er draussen, ein paar Bier waren auch involviert. Er bittet mich in's Haus und bietet mir einen Café an. Mario lebt 6 Monate hier an der Küste, den Rest des Jahres in San José. Als der Regen aufhört breche ich wieder auf, Mario winkt mir hinterher.
Weiter steile Stücke, mit dem nassen Untergrund noch ein bisschen anstrengender. Das Gewitter hat tolle Wolkenformationen hervorgebracht.





In Coyote komme ich an einem Hotel vorbei. Aus Interesse frage ich die Besitzerin was die Nacht kostet. Eigentlich über meinem Budget will ich weiter, da fragt mich Alicia was ich zahlen kann. Ich bekomme tatsächlich die Nacht für einen niedrigeren Preis und gönne mir den Luxus eines Zimmers. Als wir über Berufe und Reisen reden zeigt mir Alicia ihre selbst genähte Bluse und wir sind schon gleich voll im Gespräch. Nach dem Duschen werde ich von ihr zum Suppe essen eingeladen und muss natürlich ihre Nähmaschinen und ihre Nähprojekte bewundern. Wir gehen zusammen rüber zu ihrer Schwester, 2 Schwestern wohnen direkt nebenan und sie hat noch eine weitere Schwester und 4 Brüder. 


Ich freue mich total dass ich doch noch ein bisschen in das Leben von Menschen hier spitzen darf und Alicia freut sich über Gesellschaft. 

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