Sonntag, 10. März 2024

Mit der Fähre nach Italien

Marie und William reisen ab, ich bleibe noch eine weitere Nacht auf der Eco-Farm in Shkodra.


Martin und Gonzalo sind wahre Schach-Profis. Interessant zu beobachten. Ausserdem ist es schön mal wieder ein bisschen spanisch zu reden und hören.


Ich mache einen Ausflug entlang des Shkodra-Sees zur Grenze nach Montenegro. Tatsächlich laufe ich sogar ein Stück nach Montenegro rein, grüne Grenze.



Und dann mache ich mich wieder auf den Weg. Leider wird es nix aus meinem Plan nach Montenegro und Kroatien zu fahren, die Fähren nach Bari fahren erst ab Ende April. Also muss ich zurück nach Durres. Ich habe 3 Tage Zeit, meine Fähre geht am 5. März abends. Ich sammle nochmal Eindrücke von Albanien. Auffällig sind die vielen Bunker in der Landschaft. Und wie wichtig das Auto als Statussymbol ist: egal  wie renovierungsbedürftig das Haus, davor steht meist ein blitzblank geputztes Auto. Allerdings ist es schön zu sehen das Tiere hier viel Freilauf haben. Und die Menschen auf dem Land winken und grüssen immer zurück.



Mein Ausblick vom Zeltplatz am Morgen.


Auch ein häufiges Bild: ZU VERKAUFEN. Viele Häuser und Höfe sind verlassen, oft auch Neubauten noch in der Roh-Phase.



Und dann bin ich zurück in Durres, checke abends auf dem Schiff ein und fahre über Nacht nach Bari. Das Schiff ist total leer, ich habe einen kompletten Sitzsaal für mich alleine, breite meine Isomatte aus und ziehe die Kapuze über die Augen. Auf der Überfahrt finde ich relativ viel Schlaf, wie gut das ich mein Bett dabei habe. 





Am nächsten Morgen gehe ich in Italien an Land. Natürlich trinke ich in Bari erstmal einen Café.




Von dort mache ich mich auf den Weg in Richtung Mittelmeer. Erstmal geht es durch unendlich viele Oliven-, Kirsch- und Apfelhaine. Ich versuche auf kleinen Strassen zu bleiben, denn leider halten die  italienischen Autofahrer oft nicht so viel Abstand zu Fahrrädern. Ansonsten ist Italien gut zu mir, ich freue mich über die historischen Ortskerne, die Schönheit der Landschaft, und geniesse den Weg durch einen kleinen Nationalpark. Und ich versuche mich mit Menschen denen ich begegne zu unterhalten, mein Spanisch-Italienisch-Mischmasch hilft ein bisschen.




Um 18 Uhr wird es dunkel, also fange ich um 16 Uhr an einen Schlafplatz zu suchen. Es weht ein starker Gegenwind und es geht bergauf. Die Landschaft ist relativ offen, wenig Platz sich zu verstecken, kaum Bäume als Windschutz. Ich komme an einen kleinen Olivenhain am schrägen Hang und erwäge hier mein Zelt auszustellen. Aber dann denke ich, ach da kommt bestimmt noch was besseres. Und tatsächlich, ein Stück weiter bergan taucht ein riesiges verlassenes Gehöft auf. Mir kommt der Bauer mit dem Trekker entgegen und ich frage ob ich mein Zelt dort aufbauen darf. Er sagt es ist nicht sein Haus und macht eine Bewegung wie "ja, mach doch". Ich schiebe mein Rad auf den riesigen Gutshof und bin total geplättet über die vielen Möglichkeiten. Im Stroh unter einem Dach mache ich es mir gemütlich, koche mir was zu Abend und kuschel mich in mein Zelt im Märchenschloss.



Hab ich gut geschlafen! Über Irsina geht es weiter nach Tolve, über kleine Strassen die nicht instand gehalten werden mit wenig Verkehr.





Das nächste Stück ist anstrengend: Steil bergan über eine Strasse mit viel Verkehr.


Wie gut das der Verkehr auf die Autobahn abbiegt, ich bleibe auf der kleinen Strasse nach Potenza. 



Das Wetter war eigentlich für heute klar und sonnig angesagt, bringt aber Wolken und Regen. Wie gut das der meiste Regen nicht auf mich fällt. Aber es ist kalt, und beim bergab fahren frieren mir die Füsse ein. Ich komme an einer Alberga vorbei und biege kurzentschlossen ab, frage nach dem Preis für die Nacht. Ich leiste mir ein Zimmer mit warmer Dusche und eine Pizza. Sandro, der Besitzer, freut sich das wir im gleichen Jahr und Monat geboren sind, und beim Frühstück haben wir uns viel zu erzählen (auf englisch...). Nach einem freundlichen Abschied sitze ich wieder auf dem Rad, es geht bergig weiter mit einigen Höhenmetern. Leider muss ich ein Stück auf die Nationalstrasse, durch Tunnel, absoluter Stress. Sobald ich kann biege ich wieder ab auf kleine Nebenstrecken. 




Heute ist Weltfrauentag!


Für den nächsten Tag ist Regen angesagt. Der kommt auch genau beim längeren Anstieg. Ich mache den Fehler meine  Regensachen zu spät anzuziehen und friere bei der Abfahrt in meinen nassen verschwitzten Klamotten. Im nächsten Ort halte ich an einer Bar und bestelle erstmal einen heissen Tee. Dann verschwinde ich im Klo um mir trockene Sachen anzuziehen. Es ist Samstag, in der Bar ist schon gut was los. Mittags um 12 zischt die Runde einen Spritz und löst sich danach wieder auf. Es herrscht ein Kommen und Gehen.




Weiter geht's durch den Parco Nacional del Cilento. Leider ist die Sicht nicht so gut, aber ich kann erahnen wie schön es hier ist. Ich bewege mich auf einer Höhe zwischen 500m und 900m auf kleinen Strassen. Wie schön das der Regen irgendwann nachlässt.



Und dann rausche ich bergab auf Meereshöhe, und mit dem Rio Mingardo erreiche ich das Mittelmeer.




10 km weiter südlich erreiche ich Marina di Camerota. Hier wohnt meine Schwester Ulrike mit ihrem Partner Armando, hier bleibe ich ein paar Tage.






Freitag, 1. März 2024

Regentage und weiter nach Albanien

Von Metsovo geht es weiter über schöne einsame Strassen Richtung Ioannina. Der Tag beginnt strahlend blau, im Tal der Dunst, im Blick die schneebedeckten Berge. Gegen Nachmittag zieht der Himmel immer weiter zu und der Wetterumschwung macht sich bemerkbar.




Kurz vor Ioannina mache ich Mittagspause und dann geht es erstmal ein ganzes Stück bergab. Laufen lassen und die Aussicht geniessen!


Hinter Ioannina beginne ich mit der Suche nach einem Zeltplatz. Ich weiss das der Regen kommt und suche ein verlassenes Gebäude zum Zelten. Leider habe ich heute kein Glück, die ausgesuchte Kapelle hat ein viel zu kleines Dach für mein Zelt. Ich lasse meine verschwitzten Klamotten in der Sonne und Brise trocknen, mache mir was zu essen und noch einen Spaziergang. Auch meine Abendgymnastik geht noch im Trockenen, und dann liege ich im Zelt und der Regen kommt. 




Auch am nächsten Morgen regnet es weiter, schon im Zelt schlüpfe ich in die Regenklamotten. Das Frühstück findet unter dem Kapellandach statt.


Den ganzen Tag soll es mehr oder weniger regnen, ich buche mir ein Zimmer in Doliana. Auf dem Weg dorthin reisst der Himmel auf und die Sonne lässt sich blicken, alles dampft.




Leider ist auch das ein Bild von der griechischen Landschaft:


Ich finde einen Friedhof mit überdachter Kapelle und trockne mein patschnasses Zelt.


Und dann checke ich im Hotel ein und dekoriere mal wieder mein Zimmer. Weil auch für den nächsten Tag Regen angesagt ist bleibe ich 2 Nächte. Ausruhen tut meinem Körper gut und ich muss auch mal wieder meine Schuhe putzen/imprägnieren. 


Am nächsten Tag will ich nach Kalpaki zum Einkaufen. Jorgus, ein Café-Gast vom Hotel, nimmt mich im Auto mit. Ich kaufe ein paar Lebensmittel ein und trinke einen Café. Dann mache ich mich auf den Rückweg für die ca. 6 km nach Doliana. Es geht an der Strasse entlang, es regnet, die Autos fahren dicht vorbei und werfen mich mit Spritzwasser voll. Ich versuche zu trampen, keine Chance. Aber Jorgus kommt auf dem Rückweg wieder vorbei und gabelt mich auf. Im Hotel gibt es an der Rezeption ein Café, der Raum ist voll mit Männern. In Cafés in Griechenland sitzen immer nur Männer, nur äusserst selten mal eine Frau. Ich frage den Wirt warum das so ist?! Tradition ist seine Antwort.
Ich werde mit den Griechen nicht warm. Ich grüsse Menschen, vor allem auf dem Land, und oft kriege ich einen verwunderten Blick zurück. Auch meinen Blicken weichen die Menschen oft aus, wenn ich aber irgendwo mit dem Rad ankomme gucken alle immer neugierig. Wenn ich freundlich zurück blicke gehen die Blicke meist ganz schnell zur Seite. Es gab ein paar Momente wo ich mit Frauen in einen schönen Austausch gekommen bin, weil ich die Sprache nicht spreche ist die Kommunikation auf Gesten und Berührungen angewiesen. Und einmal habe ich eine längere Unterhaltung mit einem Griechen auf französisch. Aber im Allgemeinen sind die Griechen eher zurückhaltend. Nach der offenherzigen Zeit in Lateinamerika tue ich mir mit diesem Verhalten sehr schwer. Morgen werde ich nach Albanien kommen, ich bin gespannt.
Für den nächsten Tag ist ab 10 Uhr Regen angesagt, ich bin um 9 Uhr auf dem Rad. Zur Grenze sind es 30 km, ein Stück bergauf und dann hinein in das Flusstal was mich auch in Albanien begleiten wird. Ich komme an die griechische Grenzstation und es ist nix los heute am Sonntag. Als ich rufe kommt die Grenzbeamtin und fragt verwundert was ich denn hier mache? Freundlich werde ich aus Griechenland verabschiedet. Auch an der albanischen Grenzstation dauert es ein bisschen bis jemand meinen Pass will.





Und dann bin ich in Albanien, Land No. 20 seit Beginn meiner Reise. Sofort ist die Stimmung anders, die Leute grüssen freundlich zurück, lächeln mich an, und die Autofahrer hupen motivierend oder halten die Daumen hoch. Albanien, ich mag dich! Trotz des trüben Wetters geniesse ich jedes Stück der Strecke, die wilde Landschaft, die Schäfer die mir zuwinken. Die Mercedes-Dichte ist ziemlich hoch, und einmal kommt mir ein weisser Benz entgegegen, der Insasse würde auch gut auf St. Pauli in's Bild passen. 




Nur die letzten 20 km muss ich meine Regensachen anziehen, was für ein Glück habe ich mit dem Wetter!
In Permet habe ich ein Hotelzimmer gebucht, das Interior des Vorraumes ist sehenswert.


Zum Abendessen gibt es Börek mit Brennesselfüllung und einen Weisswein.
Am nächsten Morgen kaufe ich Obst und Gemüse und fahre in die Berge. Die Sonne wühlt sich durch die Wolken und der Tag verspricht bestes Wetter. 





Schon bald verlasse ich die asphaltierte Strasse und es geht steil bergauf. Holprig mit teils mehr als 12% Steigung, da muss ich mit dem bepackten Rad schieben. Aber der Schweiss ist nicht umsonst, die Ausblicke und das Licht sind wunderschön! Hier oben ist das Leben karg, die Bewohner fahren mit Motorrädern und uralten klapprigen Jeeps stundenlang zu ihren Häusern. Viele Häuser sind verlassen und verfallen. Ich sehe schwer arbeitende Menschen die dem Boden versuchen Früchte abzugewinnen, Schäfer und Hühner, Ziegen...







Bei einer verlassenen Siedlung mit verfallenen Häusern stelle ich mein Zelt auf. Ich freue mich über den Ausblick aus meinem Ess- und Schlafzimmer. Die Menschen die den Berg hochkommen grüssen mir freundlich zu. Ich schlafe super in meinem Zimmer mit Ausblick. Der nächtliche Sternenhimmel ist klar und schön.


Und am nächsten Morgen geht es bergab, steil und holprig. Ich komme an einer schönen alten Brücke vorbei. Und dann fängt auch irgendwann der Asphalt wieder an und damit natürlich auch der Verkehr. 





In Lushnja bin ich in einem Hotel und gehe am nächsten Morgen Café trinken. 70 Ct kostet ein sehr leckerer Espresseo.


Die weitere Strecke ist leider wenig spannend, flach geht es weiter, und um den Verkehr zu meiden fahre ich auf kleinen Strassen. Gemüse kaufe ich frisch von der Strasse, und irgendwann bin ich an der Adria.





Leider knallt an meinem Hinterrad eine Speiche, natürlich auf der Seite der Kassette. In Durres gehe ich zum Fahrradschrauber der mir das Rad fast aus der Hand reisst. Als er allerdings versucht meine Kassette mit einer Rohrzange zu entfernen und das Werkzeug mit dem Hammer in mein Hinterrad zu zwingen reisse ich ihm das Rad wieder aus der Hand. Ich hoffe das das Rad noch die nächsten 100 km hält und der nächste Radladen eine Kettenpeitsche hat. Also fahre ich mit leicht eierndem HR weiter. Die Strasse ist viel befahren und ich mache ein paar Umwege um aus dem Verkehr zu kommen.
Heute ist es schwierig einen Zeltplatz zu finden, und ohnehin muss ich erstmal Wasser auffüllen. Als ich endlich Wasser nachgefüllt habe und einen Platz gefunden ist es schon fast dunkel und ich habe 125 km hinter mir. Nicht wirklich romantisch unter der Flugsschneise von Tirana und einer Hochspannungsleitung, aber endlich ankommen, was essen und schlafen!
Am nächsten Morgen werde ich im Ort zum Café eingeladen von dem Herrn in der Mitte.


Mit Umwegen auf kleinen Strassen bewege ich mich nach Shkodra wo ich bei Warmshowers Gastgebern bin. Die Gastgeber haben eine Öko-Farm mit Campingplatz und Hostel. Ich werde von 2 Argentiniern empfangen, darf duschen und Wäsche waschen. Zwei weitere Radfahrer kommen an, Marie und William aus Frankreich auf dem Weg nach Asien.








Am Abend kommt der vorausgesagte Regen, ich freue mich über mein Bett unter einem festen Dach.
Und am nächsten Morgen ist der Regen auch schon wieder vorbei. 


Ich radle nach Shkoder rein und finde tatsächlich einen Schrauber der meine Kassette fachgerecht abbekommt. Er hat zwar keine Kettenpeitsche aber benutzt eine alte Kette und seinen Schraubstock. Schnell zentriert er noch mein Hinterrad, das Ganze kostet €3.-. Glücklich baue ich mein Hinterrad wieder ein und gehe auf Stadtbesichtigung.








Ich wollte eigentlich nach Montenegro und Serbien weiter und von dort mit der Fähre nach Italien übersetzen aber beide Fähren fahren erst ab Ende April. Das heisst ich muss zurück nach Durres um von dort nach Bari zu fahren. Ich habe massig Zeit weil mein Schiff erst am 5. März fährt und werde noch eine Nacht länger auf der Eco-Farm bleiben, ein bisschen ausruhen und einen Ausflug zum Shkodra-See machen.