Mittwoch, 27. März 2024

Napoli bis Rom

Napoli, eine Stadt die sich mir nicht gleich eröffnet: Erbarmungsloser Verkehr, enge Gassen und Strassen, Autos und Roller die ohne Kompromisse auf einen zufahren oder millimeterbreit an einem vorbeifahren, Hupen, Abgase, Menschen die keinen Fingerbreit ausweichen. Ein alter Mann mit Stock schafft es nicht ganz bei Grün über die Strasse, die Autos fahren einfach los und er steht mittendrin. Eine Strasse auf dem Zebrastreifen überqueren geht nur mit Vehemenz und oft hetzend. Ich laufe stundenlang durch diese vehemente lebhafte Stadt die mich doch fasziniert. 











Abends gehe ich nochmal in das Bycicle House, Fahrradladen, Verleih, Reparatur, Bar und Stadttouren in einem Shop. Maxxime hat mich eingeladen zum wöchentlichen Radfahrer-Treffen zu kommen. Von hier wird Politik gemacht, der Versuch die Stadt ein bisschen fahrrad- und fussgängerfreundlicher zu machen. Und plötzlich soll ich einer bunten europäischen Erasmus-Gruppe von meiner Reise vortragen. Also stehe ich vor einem Publikum von ca. 25 Menschen aus ganz Europa und erzähle. Danach gibt es Salbei-Nudeln, Getränke und angeregte Gespräche. Ein schöner Abend und Ausklang für meinen Aufenthalt in Neapel.


Am nächsten Tag wühle ich mich wieder aus der Stadt. Spass ist das keiner, die italienischen Autofahrer behandeln mich wie ein Hindernis, und die Strassen sind voll. Ca. 20 km ausserhalb von Napoli beginnt der Strassenstrich, mitten in der Pampa stehen die Frauen, der Strassenrand ist zugemüllt, Autofahrer wenden mitten auf der Strecke, überholen und schneiden mich. Nix wie weg hier... In der Gegend am Meer ist alles am verfallen, die Häuser hier haben wohl mal glorreichere Zeiten gesehen. Hier aus der Gegend kommt der Büffel-Mozzarella. Und ich komme an diesem schönen Aquaduct vorbei. 




Ich fange an einen Schlafplatz zu suchen, garnicht so einfach, am Meer ist alles verbaut, die Zeltplätze haben noch nicht offen und Bed and Breakfast auch nicht. Ich frage an einem Campingplatz wo der Besitzer da ist, und darf tatsächlich auf dem noch nicht geöffneten Platz mein Zelt aufstellen. Es ist direkt am Meer, die Wellen sind zu hören, die Sonne geht spektakulär unter, der fast volle Mond scheint mir in's Zelt.

Leider funktioniert mein Kocher nicht mehr richtig, der Brennstoff den ich in Italien gekauft habe verklebt mir das Ventil, den hochfeinen Säuberungsdraht habe ich seit Griechenland nicht mehr. Zum morgendlichen Café reicht es nicht mehr, aber den kann ich hier ja an jeder Bar trinken. In Formia gehe ich auf den Markt.


 Ich komme durch Gaeta, eine faszinierende Hafenstadt.




Auf dem Weiterweg muss ich Bremsbeläge wechseln und treffe auf Ari aus Finnland. Ari ist seit 5 Jahren zu Fuss unterwegs, lebt vom Containern und Bilder verkaufen und was ihm die Menschen so schenken. Er schwärmt von den preiswerten Dosennudeln die er kalt aus der Dose isst. 



Meine abendliche Schlafplatzsuche ist wieder schwierig, endet auf einer grossen Wiese und mit einem kalten Abendessen mit Wiesengewürzen.




Die Nacht war nass, der Tau hat das Zelt von innen und aussen komplett bedeckt. Weil ich ein paar Nächte in Rom sein werde will ich das Zelt nicht nass einpacken sondern vorher trocknen. Also dauert es eine Weile bis ich los kann. 


Der Himmel ist bedeckt, der Wind bläst, die Strecke geht zwischen Meer und einem See entlang, heute sind viele Rennradler unterwegs.


Das letzte Stück nach Rom rein fahre ich heute mit der Bahn, habe keine Lust auf Vorstadt und entsprechenden Verkehr. 


Die Zimmer in Rom sind teuer, also quetsche ich mich und mein Rad in ein Mini-Zimmerchen. Dafür muss ich das Rad und Gepäck aber auch erstmal in den 3. Stock hochtragen. Nach einer kalten Dusche (Warmwasser funktioniert nicht) laufe ich zum Colosseum und drehe eine kleine Runde.



Der Montag ist verplant, ich muss Schuhe kaufen weil meine jetzigen total runtergelatscht sind. Ich laufe durch Rom, lande in schicken Villenvierteln, in einem riesigen Park, trinke Café und lasse die Stadt auf mich wirken. Rom ist mondän, weniger hektisch als Napoli und voller Touristen. Wie voll ist das dann erst in der Hochsaison? 








Ich finde ein Paar Schuhe die zum Wandern und Radfahren taugen und laufe zurück zu meinem Domizil. 
Für die nächsten 2 Tage ist heftiger Regen angesagt, ich bleibe 2 weitere Nächte in Rom.
Ich will mir das Colosseum angucken aber die Schlange ist mir zu lang. So begnüge ich mich mit der Aussicht von aussen, auch auf das Forum Romanum. Ich laufe zur spanischen Treppe, gehe in Kirchen und Modehäuser und in einem grossen Bogen zurück in "mein" Viertel. Heute gehe ich essen.










Heute schüttet es. Bei einem trockenem Zeitfenster gehe ich los, ausgestattet mit einem Regenschirm aus dem Mülleimer, den Vatikan und Petersdom will ich mir ansehen. Leider wird daraus nichts, eine ewige Schlange steht an, die Wartezeit beträgt 3-4 Stunden. So weit geht meine Liebe zum Vatikan dann doch nicht. Obwohl ich ja echt gerne in die Sixtinische Kapelle gegangen wäre. Also fahre ich ein bisschen mit dem Bus durch die Stadt und sehe mir ein paar neue Viertel an. Fotos gibt es wenige, der Regen war zu stark.
Die Stadt ist voll, Ostern ist nah. Ich muss es jetzt doch sagen: Ich bin von Italien nicht so begeistert. Die Menschen sind wenig offen, teils richtig unfreundlich. Als ich mich z.B. an der spanischen Treppe unter einen Hauseingang gegen den heftigen Regenguss unterstellen will werde ich richtig physisch weggeschoben von einem Mann der dort auch im Trockenen steht. Nur wenige Menschen lächeln. Grüsse werden nicht erwidert. Menschen rempeln einen an, weichen nicht aus, sind teils richtig aggressiv (und das nicht nur in Rom). Autofahrer hupen wenn du auf der Strasse fährst, fahren haarscharf an mir vorbei, überholen eng auf meiner Spur. Ich hoff ich kann in den letzten Wochen die ich durch dieses Land reise noch von diesem Eindruck abweichen. Und ja: natürlich gibt es hier auch die freundlichen hilfreichen Menschen die dir ungefragt helfen, dir zuwinken oder Lust haben ein paar Worte mit einer Fremden zu wechseln. Und natürlich ist dieses Land eine Augenweide, jeder Ort sehenswert, die Landschaft und Kultur faszinierend.