Mit dem Rad aus der 22 Mio-Stadt rausfahren ist nicht so der Hit. CDMX, ein echter Molloch, gelegen auf 2200 m und mit heftiger Luftverschmutzung gesegnet, da kann einem schon mal der Atem kurz werden. Ich bin nach der langen Pause überhaupt noch nicht in meiner alten Fitness, und heute stehen mir 1200Hm und 80km bevor. Ihr seht den Smog über der Stadt auf den Bildern. Die Seilbahn ist öffentliches Personen-Transportmittel, weil mit dem Auto durch die Strassen kein Durchkommen ist.
40km muss ich radeln bis ich zur Stadtgrenze komme, und ab dann stetig bergauf. Ich fahre auf der Autobahn weil diese einen Seitenstreifen hat. Und tatsächlich habe ich ganz schön zu kämpfen heute, meine Muskeln machen zu und ich muss immer wieder anhalten um sie aufzulockern. In der Ferne seht ihr den schneebedeckten Izta-Popo, der über 5000m hoch ist und rechts davon dahinter den aktiven und 5465m hohen Vulkan Popocatépetl. Leider ist es so diesig dass ich keine besseren Fotos machen kann.
Für mich geht es bis auf 3100m Höhe, und ab da geht's bergab auf 2600m, wo mir Adrian einen Campingplatz organisiert hat. In den Geschäften auf der Passhöhe kaufe ich mir noch Wasser, danach lasse ich es bergab rollen. Es ist kalt geworden, also halte ich nochmal an einer Wasserstelle an (in Mexiko gibt es an den Autobahnen alle paar Kilometer mit Wasser gefüllte Becken weil bei den Autos oft die Kühler heisslaufen) um mir meine lange Hose und eine Mütze anzuziehen. Und dann passiert es: aus dem Hinterhalt springt ein schwarz gekleideter Mann über die Mauer, in der Hand einen Revolver. "Da me tu dinero!", ich nehme den Schein den ich immer in der Hosentasche habe, das sind heute nur 50.- Pesos (ca. €2,50) und gebe sie ihm. "Todo tu dinero!" er läuft zu meinem Rad, "tu télefono!" und will das Telefon vom Lenker nehmen. "No!" sage ich bestimmt und nehme das Telefon vom Lenker und laufe an die Strasse und rufe auf deutsch "Hilfe" und winke. Anhalten tut keiner, aber der Räuber springt tatsächlich über die Mauer zurück in den Wald. Verrückterweise habe ich überhaupt keine Angst vor ihm, ich glaube auch nicht das der Revolver geladen ist, ein verziertes Teil wie eine Cowboy-Pistole. Trotzdem mache ich natürlich dass ich davon komme, glücklicherweise geht es bergab und ich bin schnell. Im nächsten Ort halte ich an und mache dann doch endlich meine Tasche am Rad zu. Was habe ich da für Glück gehabt!
Völlig kaputt komme ich kurz vor Dunkelheit an dem Ort an den mir Adrian beschrieben hat.
Leider der falsche Ort, und so muss ich in der Dunkelheit durch den Wald und den Campingplatz suchen. Ich habe keinen Handy-Empfang zum Suchen und bin völlig kaputt, mit meinem Fahrradlicht suche ich mich auf holprigen Wegen durch den Wald, mir ist zum Heulen, ich will einfach nur was Warmes zu essen, Zelt aufbauen und schlafen... Endlich finde ich den Campingplatz, baue mein Zelt auf und koche mir ein Süppchen. Hier kann ich den Sternenhimmel wieder richtig sehen, das war in den Städten nicht möglich, und die Nacht ist so still, nur das Wasser höre ich rauschen. Um 9 Uhr abends falle ich todmüde auf die Isomatte, in der Nacht kühlt es auf 2° ab. Ich schlafe bis 8 Uhr morgens, das war nötig!
Am nächsten Tag muss ich nach dem Frühstück wieder Fahrrad flicken, ein Draht von einem kaputten LKW-Reifen hat sich durch den Mantel gebohrt. Diese feinen Drähte sammelt man gerne mal auf dem Seitenstreifen auf. Und weil mein Vaude-Zelt zur Reparatur ist (die Seamless-"Nähte" sind für mich hier nicht verlässlich reparierbar) schlafe ich jetzt ganz komfortabel in unserem 2-Personen Zelt was mir Hannes aus Hamburg mitgebracht hat.
Weiter Richtung Puebla, erstmal bergauf zurück zur Hauptstrasse auf 11% Steigung. Dann runter bis 2100m, in der Ferne sind wieder in den Wolken die beiden hohen Berge erkennbar.
In der Ebene geht es weiter, weitab vom Verkehr mit Gegenwind auf kleinen Strassen in denen ich teils im Sand versinke.
Kurz vor Puebla schaue ich noch in Cholula vorbei. Dort steht die weltgrößte Pyramide, auf ihrer Spitze eine katholische Kirche.
Puebla ist eine faszinierende Stadt! Mit 5 Mio Einwohnern ein Monster, ist der historische Stadtkern gespickt von wunderschönen Häusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Kirchendichte ist extrem hoch, an jeder fünften Ecke steht eine Kirche oder Kapelle. Es wimmelt nur so von Geschäften, und wie in Mexiko üblich sind die Strassen immer bestimmten Artikeln gewidmet: in einer Strasse gibt es nur Süßigkeiten, in der nächsten Stoffe, dann Dekoartikel, Möbel... Nachdem ich meine staubigen Klamotten in die Wäscherei gebracht habe mache ich eine Stadtrundfahrt und lasse mich treiben.
Im Künstlerviertel.
Markt
In Mexiko wird das Bier gerne mit Salz und Zitrone getrunken, vermischt z.B. mit Tomatensaft. Nennt sich dann Michelada.
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