Nach einer rauschenden Abfahrt mache ich meine letzten Kilometer in Guatemala. Natürlich ist ein steiler Anstieg zum Abschied von Guatemalas Strassen auch noch dabei. Und hier eine Szene um 10 Uhr morgens. Die Herren konnten nicht mehr gerade sitzen.
Und dann bin ich auch schon an der Grenze. Noch eine Ceviche um ein paar Quetzales auf den Kopf zu hauen, ein Stempel in meinen Pass, und schon bin ich in El Salvador. Die Grenzbeamten begrüßen mich freundlich, fragen mich von woher ich mit dem Rad gereist bin, und wünschen mir eine gute Weiterreise.
Gleich hinter der Grenze rufen mir Menschen "willkommen" entgegen, die meisten grüßen freundlich zurück und lächeln mich an. Das ist doch ein schönes Willkommen! Ich fahre noch bis zur Laguna del Llano und zelte direkt neben einem Restaurant am See. Das Restaurant hat einen Pool und für $1,50 darf ich ihn benutzen, das ersetzt die Dusche (der See ist total zugemüllt).
Am nächsten Tag fahre ich weiter nach Santa Ana, und dort wird's leider unschön für mich. Ich habe durch Caleb, der ein Warmshowers Gastgeber ist und mich leider nicht beherbergen kann, die Adresse von einem Hostel in der Innenstadt von Santa Ana bekommen und dort ein Bett in einem Mehrbettzimmer reserviert. Als ich dort mittags ankomme bezieht gleichzeitig mit mir ein Spanier das Zimmer. Er erzählt das er auf Cuba lebt und wir quatschen ein bisschen während wir darauf warten das wir duschen können. Grosszügig überlässt er mir den Vortritt in's Bad. Als ich vom Duschen zurück komme ist leider mein Telefon weg (vertrauensvoll habe ich es auf dem Bett liegen gelassen) und der Spanier auch. Als ich den Mitarbeiter von der Rezeption rufe stellt sich raus das er auch Geld von der Empfangstheke mitgenommen hat und ein paar Sachen aus der Tasche eines anderen Zimmerbewohners. Also kommt die Polizei. Erst 2 Beamten, dann kommen sie zu sechst zurück mit Equipment zum Fingerabdrücke nehmen und Kamera zum Tatort dokumentieren und ich werde ausgefragt. Es gibt eine Video-Kamera im Hostel und also auch eine Aufnahme des Diebes, die Polizei macht mir Hoffnung das er gefunden wird. Bis abends um 6 dauert die Prozedur, ich habe seit dem Frühstück nichts gegessen und realisiere so langsam was mein Handy für mich bedeutet. Ich habe die letzten Bilder noch nicht in die Wolke geladen und 2 Tage Fotos sind weg, meine deutsche Sim-Card, meine tolle Kamera am Handy und ein Teil meiner Kontakte in Central- und Nord-Amerika. Ein paar Fotos hatte ich an Hannes geschickt sodass die paar Bilder vom Grenzübergang erhalten sind. Irgendwann bringt mir jemand was zu essen und als die ganze Prozedur vorbei ist bietet mir das Hostel ein Einzelzimmer an, einen Palast. Im Hostel übernachtet auch Andreas aus Deutschland und wir gehen ein Bier trinken und noch was essen. Ein bisschen Ablenkung.
Am nächsten Tag gehe ich nach dem Frühstück erstmal in die Stadt und lasse mir bei einem Barbero die Haare schneiden. Die Tür zum Laden steht offen, es gibt erstaunte Blicke. Normalerweise gehen hier Frauen nicht zum Barbero. Mittags treffe ich mich mit Caleb und wir kaufen mir ein neues Telefon mit einer Kamera die leider mit meiner alten Kamera nicht mithalten kann. Über der Stadt liegt ein kleiner Berg mit Aussichtspunkt, dort "klettern" wir hoch und haben einen tollen Blick über die Stadt. Auf dem Weg hinunter kommen wir beim Haus von Marcella (79 Jahre) vorbei. Ich werde neugierig begrüßt und nach ein paar freundlich ausgetauschten Worten mit einer festen Umarmung verabschiedet.
Wieder unten in der Stadt mache ich eine kleine kulinarische Tour mit Caleb, wir trinken Atole (warmes Getränk aus Mais, Wasser und Zucker), essen ein Eis, eine Waffel und ein Brötchen gefüllt mit Senf und Ketchup bei einem Freund, und Pupusas, eine Art kleiner Pfannkuchen mit Füllung aus z.B. Bohnen und Käse oder Gemüse oder Shrimps. Hier wird alles mit den Händen gegessen.
Netterweise zahlt das Hostel mir mein neues Telefon, und für die Übernachtung brauche ich nicht bezahlen, allerdings erfahre ich von dem Angestellten dass ihm das alles vom Gehalt abgezogen wird weil er die Personalien von dem Spanier nicht aufgenommen hatte. Das ist hart, weil der Betrag weit über seinem Monatsgehalt liegt. Also drücke ich ihm am nächsten Morgen bei meiner Abreise wenigstens das Geld was ich normalerweise für die Übernachtung bezahlt hätte in die Hand. Leider ist mein Telefon nicht zurück und die Qualität der Fotos der nächsten Tage ist nicht so doll. Ich fahre weiter Richtung Santa Tecla, eine Vorstadt von San Salvador und eine zeitlang auch mal Hauptstadt von El Salvador. Die Carretera ist voll, es ist Samstag, es ist kein Spaß zu radeln, ich atme tonnenweise Abgase ein. Überhaupt merke ich jetzt das mir die ganze Geschichte doch ganz schön zugesetzt hat, ich bin dünnhäutig, bin frustriert und muss anhalten weil mir zum Heulen ist.