Gestern und heute treibe ich mich durch die Stadt und mein kleines pueblo, gehe Grundnahrungsmittel einkaufen und sehe mir die unterschiedlichen Viertel an. Kinder kommen aus der Schule, ich freue mich über die vielen Wandgemälde, und nähere mich neugierig der Werkstatt in der die Kulissen für den Dia de los Muertes, Navidad und sonstige Festivitäten entstehen. Und ich darf mich ein bisschen umgucken!
Natürlich muss ich auch den nächstgelegenen Strand besichtigen und das Wasser testen. Die Flora und Fauna ist auch sehr schön. Und mein Fahrrad wohnt sicher bei mir im Zimmer.
Ich werde euch mal einen persönlichen Einblick geben in mein Nomaden-Leben. Hier in Puerto Vallarta habe ich Zeit für Dinge die beim täglichen Radeln nicht möglich sind. Kochen zum Beispiel, mit mehreren Töpfen, im Stehen! Hab ich schon ein bisschen vermisst. Und es bedeutet einiges, eine Bleibe zu haben in die ich mich einfach zurückziehen kann. Jeden Tag draussen sein auf dem Rad ist mein Traum und ich lebe ihn. Aber mental kann dieses Leben auch manchmal ganz schön anstrengend sein. Die Autofahrer die oft respektlos sind, auf viel befahrenen Strassen jedesmal in Habacht zu sein wenn sich ein Auto von hinten nähert und gleichzeitig Gegenverkehr ist weil ich damit rechnen muss das sie viel zu dicht an mir vorbeifahren, oder mir ein überholendes Auto entgegenkommt auf der Spur auf der ich mich gerade befinde. Es kann anstregend sein, nicht zu wissen wo ich die nächste Nacht verbringe weil der Ort den ich mir vorgestellt habe nicht sicher ist oder sich einfach nicht richtig anfühlt, oder es ist schwierig überhaupt einen Platz zu finden. Auf dem Rad bin ich Blicken ausgesetzt, kann mich nicht zurückziehen wenn mir danach ist. Oder wildfremde Männer die mir ihren ach so wichtigen Schwanz zeigen. ¡Déjame en paz! ist ein Satz den ich ganz schnell gelernt habe. Die Unsicherheit ob ich genug Wasser für die nächste Etappe dabei habe. Oder den ganzen Tag von fiesen kleinen Mücken zerstochen zu werden und ich muss meine ganze Willenskraft aufbieten mich nicht wund zu kratzen. Und dann die Nächte im Zelt, wenn ich morgens die vielen Tierspuren sehe und mich frage wer da wohl alles zu Besuch gekommen ist, und Tiere sind da eigentlich meine kleinere Sorge, wenn bellende Hunde oder Party und laute Musik mich vom dringend benötigten Schlaf abhalten. Jeden Tag auf dem Rad heisst auch dass mir manchmal der Hintern weh tut, der Rücken und die Schultern können schmerzen von der einseitigen Haltung, und ich muss mit Dehnen und Gymnastik diszipliniert etwas tun damit das nicht Schäden hinterlässt. Die Defekte am Rad sind auch Dinge die Sorgen machen können, wird mein Lastesel die ganze Strecke meistern, kann ich wirklich alles reparieren wenn ich eine Panne habe? Trotzdem geniesse ich meistens was ich tue, die meisten Menschen begegnen mir freundlich, und von den anderen versuche ich mich fern zu halten. Die Auszeit in Puerto Vallarta ist meine Ausruhzeit und gibt mir die Gelegenheit mein Fahrrad in Ruhe zu warten und zu pflegen, mein Spanisch zu verbessern und einfach mal eine Tür hinter mir zu zu machen wenn mir danach ist.