In Mallargüe laufe ich am Wahltag durch die Gegend, es ist Sonntag und wenig los. Mein Rad kriegt für die letzten 3000km in Südamerika nochmal eine neue Kette, ansonsten hänge ich einfach viel faul ab und nutze die Möglichkeit in einer Küche zu kochen.
Am nächsten Tag geht's weiter, ein kleiner Pass, die Cuesta del Chihuido, erwartet mich. Auf dem Weg komme ich wieder an einem der Schreine vorbei. Ich kenne jetzt endlich die Geschichte dazu und weiss warum dort so viele Wasserflaschen liegen: Difunta Corea lief 1841 in die Wüste um ihren Mann zu suchen und ist dabei verdurstet. Ihr Kind hat überlebt, es lag saugend an ihrer Brust. Sie ist die Schutzpatronin der Reisenden.
Für heute ist Regen vorausgesagt, und ein kleines bisschen werde ich nass bei der Abfahrt. Abwärts in's Tal an den Rio Grande mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel.
In Piedras Blancas gibt es einen kleinen feinen Campingplatz. Ich bin heute mal zu faul zum Zelt aufbauen, nehme mir ein Zimmer für umgerechnet €3.-. Und ein argentinisches Bier muss ich auch mal probieren. Im Osten bauen sich riesige Quellwolken auf und färben sich zum Sonnenuntergang. Der Platz belebt sich ein bisschen. Juan kommt dazu, er ist vor einiger Zeit von Mendoza hierher gezogen weil sich alle kennen im Ort und es so schön ruhig ist. Ein Campingmobil aus Brasilien findet sich ein und Emiliano fährt mit seinem Ford von 1970 auf den Platz. Emiliano zieht mit Hab und Gut nach Ushuaia. Er macht einen Roadtrip daraus, viel schneller als 70-80km/h fährt sein Wagen sowieso nicht. Schön, jetzt kenne ich schon jemand in Ushuaia wenn ich dort ankomme! Joni, der Besitzer des Campingplatzes, lädt mich zum Essen ein. Es gibt Torta de Pollo und die 2 Gendarmen die hier stationiert sind gesellen sich auch dazu. Gleichzeitig zum Essen läuft lautstark die Glotze, für mich immer eine schwierige Situation wenn ich mich sowieso schon so konzentrieren muss um die schnell sprechenden Argentinier zu verstehen.
Am nächsten Morgen entschliesse ich mich spontan noch einen Tag zu bleiben. Ich kann mich gut ein bisschen ausruhen, und die Ruhe hier tut gut. Emiliano verabschiedet sich, und lässt mir seine Telefonnummer da. Ich sitze in der Sonne, kuschel mit den Katzen, und faulenze ausgiebig.
Am nächsten Morgen brummt mir leider noch immer der Schädel. Ich entschliesse mich eine Tablette zu nehmen, und radle weiter. 150km bis zum nächsten Ort liegen vor mir, davon 85km "ripio", unasphaltiert. In 50km gibt es nochmal die Möglichkeit Wasser nachzufüllen, danach erstmal nicht mehr. Ich geniesse die Ausblicke auf die schneebedeckten Berge und Vulkane und die wenig befahrene Strasse und komme mit Rückenwind gut voran.
Am Abend zelte ich gut windgeschützt hinter einer Mauer Lavasteine in angenehmer Entfernung von der Strasse. Das Gewitter bleibt glücklicherweise in weiter Ferne.
Am nächsten Morgen steht ein längerer Anstieg an. Natürlich wieder mit den tollsten Aussichten. Leider ist die Strasse ein bisschen mehr befahren, das heisst bei unasphaltiert: Staub schlucken. Die Nase wird dann auch ganz wund.
Ich will heute Strecke machen, Nordwind ist angesagt. Ich bin voller Bewunderung für die Blumen am Wegrand die sich in dieser Trockenheit und der Ausgesetztheit in den massiven Wind zu ihrer Schönheit entfalten.
Die ersten Kilometer komme ich flott voran, aber der Wind kommt nicht nur von hinten, und bei Böen von bis zu 70km/h hebe ich schon fast wieder ab. Der Wind hält sich leider nicht an die Wettervorhersage, pfeifft aus den Tälern von vorne, dann wieder von der Seite... Die geplanten 110km enden bei 40km, dann gebe ich auf. In einem Appartment in Buta Ranquil unterhalb des Volcán Tromen miete ich mich ein. Und weil für die nächsten 2 Tage noch stärkerer Wind angesagt ist werde ich hier wohl auch 3 Nächte bleiben. Willkommen in Patagonien!
Schön, dass wir immer wieder ein wenig 'mitreisen' dürfen! XO von Deiner Sizta (-;
AntwortenLöschendicke Umarmung hermana!
LöschenJa ich erfreue mich immer an deinen Berichten. Es ist fast wie wenn man dabei wäre. Lg Moni
AntwortenLöschendas freut mich Moni! Liebe Grüße
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