Von dem schönen Campingplatz aus mache ich mich wieder in staubigere Gegenden auf. Heute ist es nicht mehr ganz so heiss, der Wind bläst ein bisschen von der Seite. Ich freue mich schon auf den Knick in der Strasse in der Erwartung dann Rückenwind zu haben. Tja, falsch gedacht: als ich über den Anstieg an der Kurve ankomme kommt mir der Wind auf einen Schlag von seitlich vorne entgegen. Und das mit einer solchen Wucht das ich drohe in den Graben geweht zu werden.
Hat jemand gesagt in Patagonien wird es windig? Ich bin noch nichtmal in Patagonien und der Wind ballt die Muskeln... Ich gebe auf für heute, es ist vor allem anstrengend das der Wind von der Seite kommt weil ich total hin- und hergeweht werde. Im nächsten Ort, in Pituil, gibt es eine kleine Hospedaje, hier bleibe ich zur Nacht.
Der Wind weht die ganze Nacht, und auch am nächsten Morgen ist er noch unvermindert da. Ich entschliesse mich auf's Rad zu setzen und mich dem Wind zu stellen. Heute kommt er von genau vorne, das ist einfacher handzuhaben als der Seitenwind. Mental stelle ich mir vor das ich mir ein Lied vom Wind spielen lasse. Alles eine Frage der Einstellung... Und dann mache ich mich auf die gut 70km bis zum nächsten Ort. Es ist schon erstaunlich, vor 2 Tagen habe ich noch geschwitzt, heute fahre ich mit langer Hose, Jacke und Mütze. Stoisch arbeite ich mich voran, und nach 5 Stunden habe ich Chilecito erreicht. Zur Belohnung gibt es Eis und Kuchen.
Ein kleiner Campingplatz ausserhalb der Stadt mit 3 weiteren Radreisenden und einer schönen Atmosphäre ist mein Rückzugsort. Ich bleibe einen Ausruhtag.
Abschied von Jaicel, Bruno und Tagua. Es ist immer schön Gleichgesinnte zu treffen und sich auszutauschen.
Das nächste Stück Weg geht wieder ein bisschen in die Berge. Mich erwartet ein Flusstal mit vielen Kakteen und ein kleiner Pass. Und vor allem habe ich Rückenwind! Ich finde einen Zeltplatz direkt am Bach, lasse mich vom Murmeln des Wassers und dem Quaken der Frösche in den Schlaf singen. Es ist traumhaft schön.
Frühstück und weiter, bergab mit Rückenwind!
In Villa Union mache ich Mittagspause und überlege ob ich weiter fahre. Der Wind kommt von hinten, easy, denke ich... falsch gedacht, der dreht seitlich und von vorne nochmal ganz schön auf. Zum Glück geht es viel bergab, aber der Wind bläst mir eimerweise Sand in's Gesicht und beutelt mich hin und her. Immer wieder komme ich in kleine Windhosen die mich richtig ausbremsen, fast bis zum Stillstand. Es ist brutal heiss und durch den Wind und Sand trocknet meine Kehle aus, ich komme mit dem Trinken garnicht hinterher. Ich schaffe es bis Guandacol, am Zeltplatz schickt der Besitzer mich weg, er hat keinen windschattigen Platz. Ich bin fix und fertig, habe 105km in den Beinen. Also in's Hostel, hier kann ich mir immerhin in der Küche was kochen. Ich nutze solche Gelegenheiten immer um mir Eier zu kaufen. Auf dem Rad sind die schwierig zu transportieren.
Mit steifer Brise geht es weiter, von vorne natürlich... Zum ersten Mal werde ich an einer Polizeikontrolle nach meinem Pass gefragt. Am Strassenrand liegt ein ganz junger toter Fuchs. Ich weine, er sieht so aus als müsste er jeden Moment die Augen aufschlagen. Ein paar Kilometer weiter liegt eine ausgewachsene Füchsin, die Geier sind schon an ihr. Und beim Näherkommen laufen 2 kleine Füchse weg, war das tote Tier ihre Mutter?
Ich biege von der Ruta 40 auf eine kleinere Strasse ab, sie geht durch die Berge. Wieder findet sich ein schöner Zeltplatz direkt am glucksenden Bach. Ich laufe ein Stück in die Schlucht, an einer Stelle wird das Wasser grün und stinkt. Schwefel. Die Felsen haben beschriftete Stellen und Magnesiumreste: ein Klettergebiet. In der Nacht weckt mich der Schrei eines Esels.
Weiter geht's durch die bizarre Landschaft.
In San José de Jáchal gehe ich in eine Hospedaje.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen