Dienstag, 6. Juni 2023

Die ersten Tage in Peru

An einem trüben regnerischen Tag nehme ich die letzte Etappe in Ecuador unter die Reifen. Es ist nochmal ein Stück mit steilen Auf's und Ab's, der Boden ist vom vielen Regen aufgeweicht und die 26km haben's in sich. Auf der Strecke liegt eine verlassene Finca mit einem Guayaba-Baum. Die Früchte liegen auf dem Boden, ich rieche sie schon von Weitem, der Geruch ähnelt ein bisschen der Maracuja. Natürlich muss ich anhalten und ein paar direkt essen und einige in die Tasche packen. So lecker! Etwa 10km vor der Grenze ist ein Militärposten, die Herren wollen meinen Pass sehen. Dann geht es nochmal matschig bergab und der Grenzfluss ist zu sehen. Ein verschlafener Grenzposten, der Polizist muss den Grenzer ein paar mal lautstark rufen. Ziemlich schnell habe ich meinen Ausreisestempel und radle über den Fluss zur peruanischen Seite. Dort ist der Grenzer gerade zum Mittagessen, kommt erst um 2 Uhr wieder. Da gehe ich doch auch essen solange ich warte. Die Restaurant-Katze bekommt den Fisch-Schwanz und -Kopf und ein paar Streicheleinheiten. Nach dem Essen erwartet der Grenzbeamte mich schon, stellt ein paar freundliche Fragen, macht ein Foto von mir und gibt mir meinen Stempel für 90 Tage. Bienvenida en Peru! so easy geht das.











Bergauf dem Fluss entgegen bis Namballe. Ich kann direkt sagen das mir die Peruaner sympathisch sind. Direkt, unverblümt, mit einem Humor der mir gefällt. Bei den ersten Begegnungen habe ich schon gleich herzhaft gelacht mit meinem Gegenüber. Alles ist noch ein bisschen reduzierter und einfacher als in Colombia und Ecuador. Bin gespannt auf dieses Land!


Ich bin auf unter 1000m, hier gibt es Mücken, diese fiesen kleinen Dinger die du nicht siehst, und die fliegenartigen die dir immer gleich ein Stück Haut raus beissen. Und es ist heiss, hohe Luftfeuchte inklusive. Freu mich schon auf die höheren Lagen. Da muss ich natürlich auch hoch strampeln. Ein Tag ohne Regen, bedeckter Himmel, angenehme Temperaturen. Weiter nach San Ignacio. Die Café-Ernte ist in vollem Gang. 




San Ignacio, Strassenstände mit Empanadas und Chicha, dem süssen Maisgetränk was hier überall erhältlich ist, Bananenmilch und einem Getränk mit Quinoa. Neues Land, neues Essen und Getränke zum Ausprobieren.








Von San Ignacio darf ich erstmal 800Hm bergab rollen, runter zum Rio. Mit Rückenwind am Fluss entlang, da mache ich schnelle Kilometer. Im weiten Flusstal wird Reis angebaut, Bananen und Kokosnüsse. 









Nach San Augustin geht es dann wieder bergauf. Hier bleibe ich zur Nacht. Am Strassenstand lasse ich mir eine geschredderte Ananas schmecken. Im Laden decke ich mich mit Obst und Gemüse ein.




Am nächsten Tag kurzer Shopping-Stopp im Mega Supermarkt in Jaen. Mit den Motocarros wird hier alles transportiert.


Ich radle dem Fluss entgegen, und dann in ein kleineres Tal hinein. Der Fluss ist schmaler, die Steigung wird mehr, ich gewinne langsam an Höhe. In einem kleinen Ort zelte ich auf dem Fussballplatz. Ich kann keine Heringe einschlagen also muss ich mein Zelt anders fixieren. 




In der Nacht fängt es an zu regnen und mit kurzen Stops regnet es durch. Im Schuppen kann ich während des Frühstücks ein bisschen mein Zelt trocknen, muss es aber mehr oder weniger nass einpacken. Anfangs radle ich mit Sandalen und kurzer Hose durch den Regen, aber mit der Höhe wird es zu kalt. 




In Santo Domingo de Capilla halte ich an um Bananen einzukaufen, unterhalte mich ein bisschen und werde von der Ladenbesitzerin mit süssen Limonen beschenkt. Auf der Plaza ziehe ich mir feste Schuhe an und bin im Nu umringt von den hier abhängenden Männern. Die üblichen Fragen, woher, wohin, gerne auch wie alt ich bin, was ist dein Rad wert, und der Polizist zeigt mir drei Männer die solo sind und noch zu haben. Es gibt einiges zu lachen, ich mag die direkte Art. 




Aber dann fahre ich doch weiter, mich erwarten noch zwei lange Steigungen, und das Wetter ist auch eine Herausforderung heute.





Ein Motorradfahrer überholt mich und hält an. Ob er ein Foto von mir machen darf? Es wird ein Video, Wilson verkauft Energie-Trinkpulver aus Guarana und ich bekomme natürlich auch ein Tütchen. Mit besten Wünschen werde ich verabschiedet.


Und dann kommt der tolle Moment wo ich über den höchsten Punkt radle, um die Ecke biege, und der Nebel lichtet sich! Der Blick in's nächste Tal, und ich juble innerlich. Die Sonne wärmt hier auf 2800m fast, auf jeden Fall heben die Sonnenstrahlen die Laune immens.






Die  letzte Steigung wird nochmal anstrengend. In jedem neuen Land habe ich Durchfall, muss mich wohl jedes Mal neu an das Essen gewöhnen, und jetzt habe ich Magenkrämpfe. Endlich rolle ich bergab nach Cutervo. Mein Hotelzimmer ist Trockenraum für Zelt und Wäsche.






Peru, ein Land der gemischten Gefühle für mich: einerseits die direkte neugierige Art und die herzliche unkomplizierte Kommunikation, es wird auch viel mit den Augen kommuniziert. Auf der anderen Seite ziemlich rabiate Autofahrer, bis jetzt die kompromisslosesten Lateinamerikas, wer hupt wird gefälligst durchgelassen sonst hast du verloren, genauso ist es beim Anstehen, egal wo, wer am lautesten und aufdringlichsten ist wird als erstes bedient. Und wenn die Menschen keine Lust auf dich haben zeigen sie das. Es bleibt spannend!

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