Freitag, 28. Oktober 2022

endlich gesund, endlich weiter!

Es hatte mich richtig erwischt: 4 Tage Fieber, verschleimter Kopf, viel Schlafen, Rückenschmerzen vom Liegen, das Gefühl nie wieder gesund zu werden. Und dann ein stechender Schmerz in der Brust, sodass ich echt Angst hatte es könnte etwas mit meinem Herzen oder der Lunge sein. Am Montag war ich dann bei der Ärztin die jeden Montag in der Mission Halt macht, und bekomme beruhigende Nachrichten: eine fette Erkältung, da kann vom Husten schonmal die Muskulatur im Brustbereich wehtun. Und letztendlich bin ich heilfroh dass ich hier in dieser behüteten Umgebung krank geworden bin.

Alle anderen sind inzwischen abgereist, wir waren zwischenzeitlich eine richtig große Runde.

Auch Carole reist vor mir ab, wir haben über 2 Wochen hier gemeinsam gewohnt, da kam schon fast eine tägliche Routine zustande. Aber lange bin ich nicht alleine, schon am gleichen Abend kommt ein 22 Jahre junger Südkoreaner auf Radreise an und ein Team von südkoreanischen Arbeitern das hier einen Brunnen graben bzw. bohren soll.

Ein paar Impressionen von den Menschen und Arbeiten hier in der Mission:



Jetzt werde ich langsam gesund, habe nochmal einen Nähauftrag bekommen, das Kleid für den 15. Geburtstag - ein wichtiger Tag hier in México - von Silvia ändern, und die alte Singer von Kevin warmnähen.



Noch eine kuschelige Katze: 


Fast 3 Wochen bin ich jetzt in der Mission, meine längste Pause seit ich zuhause los bin. Und dann treffe ich eine Entscheidung:
Weil die nächste Etappe eine lange Wüstenstrecke mit wenig Möglichkeiten zum Wasser nachfüllen ist, eine längere Steigung beinhaltet, ich mich kräftemäßig dem Ganzen noch nicht gewachsen fühle und weil ich gerne den Dia de los Muertes in einem größeren Ort erleben will buche ich eine Busfahrt ins 400 km südlich gelegene Guerrero Negro.
Jetzt heißt es Abschied nehmen, Kevin hat schon neue Pläne für mich wenn ich das nächste Mal komme! Die Bohrungen für den Brunnen waren auch erfolgreich.




Am Busbahnhof angekommen erfahre ich dass mein Bus 2 Stunden früher abgefahren ist! Jetzt muss ich doch mit dem späten Bus fahren und komme sehr spät in der Nacht an, was ich eigentlich vermeiden wollte. Auch die Landschaft kann ich im Dunkeln natürlich nicht sehen, was ich echt bedauere. Mein Fahrrad landet mit ausgebauten Rädern im Bauch des Bus.


Und um 2 Uhr morgens spuckt mich der Bus in Guerrero Negro aus. Hotelsuche war erfogreich, aber am nächsten Tag finde ich ein schöneres, ruhigeres und billigeres Hotel. Und dann erlaufe ich mir erstmal stundenlang den Ort. Nach monatelangem langsamen Reisen spüre ich den Unterschied zum Autofahren deutlich, ich muss tatsächlich erstmal ankommen.






Ich hoffe ich kriege in den nächsten Tagen etwas von der Feier zu Ehren der Toten mit. Und weiter zu Kräften kommen sollte ich auch noch, aber ihr seht ich pass gut auf mich auf. 


Dienstag, 18. Oktober 2022

großer Nähauftrag

Seit über einer Woche bin ich jetzt in der Mission. Und ja, ich soll am besten garnicht mehr weg... es gibt immer etwas zu nähen. Und die Gesellschaft ist so sympathisch. Zwei weitere Radreisende sind angekommen, Michaela und Matthias aus der Schweiz sind von Seattle bis hierhin mit dem Tandem geradelt. Und Hillary aus England ist da zum Helfen. Wir reden französisch, englisch, spanisch, deutsch, schweizerdeutsch. Ich schneide mir und Matthias die Haare. Und ich habe viele Vorhänge genäht, aus Satin-Morgenmänteln, Chor-Gewändern und Bettlaken. Kevin freut sich sehr dass seine Fenster in den Schul- und Aufenthaltsräumen endlich Vorhänge haben.






in der Tagesbetreuung


Am Sonntag machen wir einen Ausflug nach Molino Viejo.







Am Montag nähe ich die letzten Vorhänge, setze noch eine uralte Singer Nähmaschine in Betrieb und bekomme Besuch.



Heute will ich eigentlich weiter, aber über Nacht bin ich krank geworden. Geschwächt von einer Nacht auf dem Klo vor ein paar Tagen habe ich mir eine Erkältung geholt, der Hals und Kopf tut weh, ich habe Fieber. Da werde ich mich wohl ein paar Tage ausruhen müssen.

Donnerstag, 13. Oktober 2022

danke Yonnie!

Während ich durch die Welt radle ist zu hause unsere kleine verrückte Katze in den Katzenhimmel gegangen. 2008 haben wir sie in Friedrichshafen aus dem Tierheim geholt, da war sie ca. 2 Jahre alt. Sie war fast 15 Jahre bei uns. Hannes hat sie ihre letzten Tage begleiten können. Unsere Katze ist von einem kleinen struppigen verängstigten Kätzchen zu einem Kuscheltier geworden das unsere Nähe und unsere Gesellschaft gesucht hat. Bis zuletzt war sie total verspielt und wirkte viel jünger als sie wirklich war. Ich werde dieses Tierchen vermissen, mein allererstes Haustier was es mehr als ein halbes Jahr mit mir geschafft hat. Danke Yonnie für die Zeit die wir mit dir verbringen durften.




Dienstag, 11. Oktober 2022

auf einer Mission

Weiter Richtung Süden.






Hinter San Quintin direkt am Meer liegt die Hi Mission die immer wieder Freiwillige zum Helfen sucht. Hier leben indigene Familien, es gibt eine Kinderbetreuung und Bildungsangebote entsprechend der Qualifikation der Helfer. Über Warmshowers habe ich mit Kevin Kontakt aufgenommen, er leitet die Mission, ist selbst pensioniert und ursprünglich aus Süd-Korea. Kevin braucht jemanden zum Nähen, da komme ich genau richtig. 2 Engländer mit dem Fahrrad unterwegs nach Patagonien und eine Französin die Englisch unterrichtet sind auch hier. Ich bekomme eine warme Dusche und ein eigenes Zimmer und Kevin zeigt mir seine Nähmaschinen die ich hoffentlich zum Laufen bringe und einen Stapel Hosen zum Kürzen. Dann gibt es eine lange Liste mit Kleidern die aufgearbeitet und passend für die Bewohner gemacht werden sollen. Und Vorhänge nähen. Ich werde hier wohl ein paar Tage bleiben.
Am nächsten Morgen ist erstmal Zeit für einen Rundum-Check an meinem Rad, Bremsbeläge erneuern, Felgenband ersetzen, Staub vom Antrieb entfernen. Und dann lerne ich die Kinder der Tagesbetreuung kennen und werde schnell in Beschlag genommen. 



Missions-Kater Blanco, sehr liebesbedürftig und hungrig.


Am Nachmittag geht's dann an die Nähmaschine, der Arbeitstisch fällt sehr niedrig aus. Und eine Maschine läuft schonmal.



Samstag ist Markt-Tag, die Mission hat einen Stand. Wir stöbern ein bisschen und kaufen Gemüse und Obst, so eine Fülle!




Strandspaziergang zum Sonnenuntergang



Am Sonntag fahren Lizzy und Simon weiter. Kevin zeigt Carole und mir einen besonderen Platz am Meer. 





Abendstimmung


Heute richte ich meine Werkstatt ein. Ein bisschen improvisieren, und jetzt Vollgas nähen.




Anfang April bin ich vor unserer Haustüre gestartet, das heisst ich bin jetzt ein halbes Jahr unterwegs. Fast 10.000 km bin ich seitdem geradelt.