Donnerstag, 22. September 2022

von Flagstaff nach Yuma

Am nächsten Tag beim Radeln durch die Stadt pickt mich Teo auf der Strasse auf und lädt mich zu sich nach hause ein. Eigentlich will ich weiter Richtung Süden, aber beim Blick auf den Wetterbericht beschliesse ich spontan, noch eine Nacht in Flagstaff zu bleiben. Und es schüttet an diesem Tag! Der Abend mit Teo ist super interessant, der Wein schmeckt köstlich und das Gemüse aus Teos Garten wandert in den Salat, die Nudeln so lecker. Ich genieße die sympatische Gesellschaft eines anderen Rad-Verrückten (Teo hat mehr als 10 Fahrräder!) mit äusserst gebildetem Hintergrund. Teo hilft mir einiges zu verstehen von meinen Erfahrungen in den US. Und am nächsten Morgen habe ich eine schöne Begleitung ein Stück aus der Stadt heraus.

Teo, thank you! I hope to see you again in future. I feel I've made a friend.



Als es begab geht dreht Teo nach hause um, ich habe eine rauschende Abfahrt vor mir in ein wunderschönes Tal mit dem Oak Creek.




Rein in die Red Rocks über den Oak Creek





Mal ein Tag mit viel bergab, in Cottonwood bleibe ich über Nacht auf einem Campingplatz. Leider wird meine Powerbank inkl. Kabel und Stecker während meines Frühstücks aus dem öffentlichen Klo geklaut. Ich kann ja auch nicht immer nur Glück haben...
Guten Morgen!


Heute geht es über Jerome, ein ehemaliges Kupfer Bergbau-Städtchen, weiter nach Prescott. 1550 Hm auf 80 km Strecke, durch wunderschöne grüne Landschaft die den Augen wohltut. Ich komme nochmal auf über 2000 m Höhe. Die Temperaturen sind angenehm.











Kurz vor der Dunkelheit komme ich am Campground an. Leider wird die Nacht nicht so erholsam. Meine Isomatte hat schon wieder ein Loch (jetzt weiß ich ja wie das Reparieren funktioniert) und dank einer Doppelbuchung steht dieses riesige Wohnmobil nachts auch auf meinem Platz. Der Generator läuft, das ist laut. Gut dass es Ruhezeiten-Regelungen gibt. 


Weiter Richtung Süden. Es geht auf und ab durch die Berge.




Und dann kommt die Bergab-Fahrt auf unter 1000 Hm, ich kann die Landschaft und die Hitze schon erahnen.


Auf der Suche nach einem Platz für die Nacht frage ich in einer Kneipe. Der Besitzer gibt mir die Telefonnummer vom Wohnwagenplatz-Besitzer Daniel. Eigentlich ein Dauer-Campingplatz, aber ein Bewohner ist zur Zeit nicht da, und da darf ich in seinem Wohnwagen schlafen! Schnell schliessen Pam und ihr Mann den Wohnwagen an's Wasser, jetzt kann ich mich sogar waschen und auf's Klo. Pam bringt mir Chilli zum Abendessen, und Daniel ist so beeindruckt von mir dass ich nix bezahlen darf. Ein kaltes Bier in der Kneipe mit Rodeo im TV lasse ich mir auch nicht entgehen.


Der Temperatur-Unterschied ist deutlich spürbar, die Nacht kühlt nicht mehr ab wie in den Bergen. 
Pam besucht mich zum Frühstück, und ich darf ein bisschen in Daniel's ungewöhnliches Haus spitzen.
Thank you Pam for your care and the food and for your funny company with a lot of laughter! Daniel, thank you for letting me stay the night, and hope your back on your feets and in the saddle soon! I appreciate your hospitality.



Jetzt bin ich definitiv in der Wüste Arizona's. Es ist heiss, auch der Wind ist trocken und heiss, und die Vegetation stachelig und herb und schön. Als ich mit dem Flieger über diese Landschaft geflogen bin konnte ich mir nicht vorstellen dort mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Jetzt bin ich mittendrin. Und ich bin beeindruckt und ehrfürchtig vor den Pflanzen, die sich in solch widrigen Umständen durchsetzen und mit dem wenigen was ihnen zur Verfügung steht zu ihrer vollen Schönheit entfalten. 




Das wäre ein schönes Hotel zum Übernachten! hat leider aufgegeben.



Frühstück mit getrockneten Tomaten aus Teo's Garten.


Mitten durch die Wüste fliesst dieser Bewässerungskanal.


Und dann muss ich nochmal auf den Big Highway. Wie immer liegen dort geschredderte Reifen auf dem Seitenstreifen, da bin ich heilfroh dass ich nicht direkt dabei bin...


In Quartzsite habe ich ein schattiges Plätzchen für mein Zelt. Die Dunkelheit ist schnell da.



Der nächste Tag ist eine Herausforderung. 120 km ohne Wasser zwischendrin, keine Möglichkeit zum Nachfüllen. Ich beschliesse mal wieder zu trampen. Am Supermarkt spreche ich einen Getränke-Lieferanten mit Truck an. Er sagt er muss noch einen Stop machen und ist in 20 Minuten zurück um mich mitzunehmen. Nach 50 Minuten Warten gebe ich auf. Ich setze mich auf's Rad und fahre los. Nach ein paar Kilometern überholt mich der Truck, auf mein Winken hält er leider nicht an. Es wird eine Gewalt-Tour. Theoretich kann ich mein Zelt überall in der Wüste aufbauen, praktisch geht aber der zweite Abschnitt der Strasse durch Militärgebiet. Dort werden Versuche gemacht. Ich bin nicht scharf darauf dort meine Nacht zu verbringen. Mir stehen 125 km bevor, es ist eigentlich schon viel zu spät und es ist 40°C heiss. Ich habe Gegenwind, und bis auf eine kurze Snack-Pause steige ich an diesem Tag nicht länger vom Rad. Wasser schütte ich literweise in mich rein. Am Ende des Militärgebietes liegt der Mittry Lake, gespeist vom Colorado River, dort will ich die Nacht verbringen. Und eine Tankstelle gibt es auch! Nachdem ich den ganzen Tag pipiwarmes Wasser getrunken habe, träume ich von einer eiskalten Limonade. Als ich an die Tankstelle komme, stellt sich heraus dass diese auf dem Militärgelände liegt. Ich radle an's Gate und frage ob ich Wasser einkaufen gehen darf. Nach einem kurzen Telefonat des Security-Mannes taucht ein Auto am Gate auf. Unter Beobachtung und mit ständigem Geleit des Fahrzeuges darf ich zur Tankstelle. Ich hole 3 Flaschen Wasser und schütte eine eiskalte Sprite in meinen Mund. Das zischt!!! Und schnell verlasse ich das Gelände wieder, immernoch verfolgt mich das Aufsichts-Auto. Erst als ich vom Gelände fahre dreht es um. 




Nach ein paar Kilometern Dirtroad am Kanal entlang entdecke ich ein super Plätzchen zum Zelt aufbauen, und eine Runde erfrischendes Schwimmen im Kanal ist auch noch drin. Das ist eine unerwartete Belohnung für diesen anstrengenden Tag! Mit der Dunkelheit kommen die Mücken, also schnell in's Zelt.



Am nächsten Morgen höre ich in der Ferne die dumpfen Detonationen der unterirdischen Sprengversuche der Army. Das geht mir durch Mark und Bein. 
Dafür ist der Morgenhimmel mal wieder malerisch. Und die Navajo-Feder hat mich nachts gut behütet.





Der Weg geht durch die Gegend um Yuma, die Grenze nach Kalifornien nicht weit, vom See an die Felder, Baumwollanbau im großen Stil, Zitronen- und Limettenbäume.





Mein Ziel heute ist Yuma, die letzte Stadt vor der mexikanischen Grenze. Ich bin aufgeregt!
In Yuma darf ich mal wieder in einem richtigen Bett schlafen, Myra und Mike sind meine Warmshowers-Gastgeber. Morgen fahre ich nach Mexiko!

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