Miguel im Fahrradladen zerlegt meine Hinterradnabe und es stellt sich raus alles ist total aufgerieben. Eine neue Nabe muss her, garnicht so einfach zu bekommen weil 10 Gänge inzwischen schon antiquiert sind und dann auch noch in Kombination mit Scheibenbremse. Aber ich finde eine! Das Hinterrad muss natürlich komplett neu eingespeicht werden.
Der Montag ist der letzte schöne Tag vor einer instabileren Wetterperiode und ich sitze auf heissen Kohlen. Nutzt nix, ich muss noch eine Nacht länger in Coyhaique bleiben. Aber wenn du hier in einen Fahrradladen gehst sind die Verkäufer und Schrauber absolut hilfsbereit und suchen und basteln bis alles passt. Dank Miguel, meinem chilenischem Held, ist mein Rad dann am Abend wieder startklar.
Am Dienstag kann ich endlich weiter. Ein bewölkter Tag mit Regenprognose, das gibt die schönsten Ausblicke wenn gleichzeitig die Sonne scheint.
Am nächsten Tag weht der Wind wieder mit 80km/h und ich entschliesse mich noch einen Tag länger zu bleiben. Ich mache einen ausgedehnten Spaziergang auf eine kleine Anhöhe und laufe wie eine Betrunkene weil mich der Wind fast umbläst. Der Weg liegt an einem Gebiet wo Vögel brüten und ich werde von ihnen mit Drohgeräuschen verscheucht und fast angegriffen.
Ausserdem nutze ich die Zeit meine Schuhe zu putzen, meine Schaltröllchen zu erneuern und meinen Kocher zu reinigen der endlich von Autobenzin auf Reinbenzin umgestellt werden kann. In Argentinien war kein Reinbenzin erhältlich und in Chile gibt es das endlich wieder zu kaufen. Am Abend kommt noch eine Familie aus Holland auf den Platz, jetzt sind wir mit 3 Zelten vertreten.
Am nächsten Tag weht der Wind etwas schwächer, aber in Patagonien muss ich mich an Wind gewöhnen sonst komme ich garnicht von der Stelle. Gut 60km und einen längeren Anstieg weiter liegt Villa Cerro Castillo, mein Ziel für heute. Es nieselt immer mal wieder, der Himmel ist grau und natürlich ist es windig. Auf dem letzten Stück des Anstiegs treffe ich Miguel, Chilene, und wir fahren gemeinsam weiter. Die 15km bergab sind eisekalt und nass. In Villa Cerro Castillo gehen wir zusammen auf den Campingplatz. Als es aufklart spaziere ich ein Stück in den Nationalpark.
Miguel arbeitet am PC und bleibt einen weiteren Tag in Villa Cerro Castillo, ich mache mich allein auf den Weg.
Die Ausblicke sind gigantisch schön, und ich geniesse die Landschaft.
Früh am Morgen stehe ich als erste auf und mache Feuer in der Küche. Alle Kleider und Schuhe sind wieder trocken, wir frühstücken und packen unsere Sachen.
Es ist klar das wir durch Regenphasen weiter müssen und es ist schwer das warme Haus zu verlassen. Ich eise mich als erste los weil ich weiter als Katie und Richard will und wir verabschieden uns. Ziemlich schnell muss ich meine Regensachen anziehen und bei der Kälte bergab ziehe ich sie auch so schnell nicht mehr aus. Ich radle bis Puerto Rio Tranquillo und gehe auf einen Campingplatz mit Waschmaschine. Ausser mir sind dort noch 4 weitere Radler und später am Abend kommt Miguel dazu der den ganzen Weg von Villa Cerro Castillo gefahren ist. Auch die holländische Familie ist hier. Es ist eine bunte Gesellschaft aus Radlern, Rucksacktouristen und Campern und wir reden in allen möglichen Sprachen.
Am nächsten Tag will ich mit Miguel einen Ausflug zum grossen nördlichen Eisfeld machen und wir haben das Glück mit 2 Holländerinnen im Auto mitfahren zu können. Eine gute Stunde fahren wir in's Tal hinter und laufen dann 2 Stunden zum grossen Gletscher. Der Weg führt durch einen dichten grünen Wald, feucht und wild wie ein Dschungel. Ich pflücke ein paar Beeren um den Parkwächter später zu fragen ob die essbar sind (sie sind, schmecken erstaunlich süss). Und dann wird der Blick frei auf das Eis und die Berge dahinter. Erstaunlich schön, und wir sind hier gerade mal auf 600m Höhe.
Eine dritte Nacht bleibe ich in Puerto Rio Tranquillo, weitere Radfahrer kommen an, und wir haben uns natürlich viel zu erzählen. Morgen fahre ich weiter Richtung Cochrane und Villa O'Higgins. Das Wetter verspricht gut zu werden für die nächsten 4 Tage.
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