Der 11. Dezember bringt ein Zeitfenster mit schönem Wetter und um 7 Uhr morgens verabschiede ich mich von Martina und David. Um 8 Uhr geht ein Boot über den Lago O'Higgins und hier ist die Carretera Austral eigentlich zu Ende.
Wir sind 8 Fahrradfahrer und 2 Fussgänger, grössere Fahrzeuge werden von der Fähre nicht mitgenommen. Die Räder werden auf das kleine Boot geladen und in ca. 2 Stunden schippern wir über den See zur chilenischen Grenzstation wo wir bürokratisch aus Chile ausreisen.
Dann beginnt die Auffahrt zum ersten Blick auf den Fitz Roy.
Am Grenzübergang nach Argentinien machen wir Mittagspause: Cyril und das Geschwisterpaar Amandine und Thibault aus Frankreich, Aiofe und Georgie und ich. Bevor es weitergeht kommt noch Juan aus Brasilien dazu. Matt ist leider von der chilenischen Bürokratie aufgehalten worden.
Und dann starten wir in ein Abenteuer im Abenteuer: wir müssen unsere Räder einen feucht-glitschigen Wanderweg rauf und runter schieben, teils fahrbar aber mit den schweren Rädern eher wenig, über umgefallene Bäume heben und durch einige Bäche queren die nach dem vorangegangenen extremen Regentag viel Wasser führen. Wir sind ein super Team und bleiben die ganze Zeit zusammen und helfen uns gegenseitig. Für die 6km Weg brauchen wir 4 Stunden und ich sammle mir einige blaue Flecken ein. Am Ende sind wir froh und erleichtert als wir am Lago del Desierto an der argentinischen Grenzstation ankommen. Es ist nach 5 Uhr und das Boot über den Lago hat glücklicherweise auf uns gewartet. Die argentinischen Grenzbeamten geben uns ein freundlich-erleichtertes Willkommen und einen Stempel in die Pässe. Ein paar von der Gruppe bleiben hier am Nordende des Sees über Nacht, ich will zum Campingplatz auf der Südseite, meine Füsse sind nass und ich freue mich auf eine heisse Dusche.
Nach einer trockenen Nacht nutze ich die Gelegenheit um zum Glaciar Huemul zu laufen. Der Wald ist wie ein Zauberwald aus dem jeden Moment Elfen zu schweben scheinen...
40km sind es noch bis El Chalten, ich treffe auf Aoife, Georgie, Matt und Juan und wir fahren gemeinsam. Der Himmel macht auf und der Blick auf den nahen Fitz Roy ist frei. Der heftige Wind schiebt uns teils ohne zu pedalieren nach El Chalten. Mit der Voraussicht auf weitere heftige Wind-Tage miete ich mich in einem Hostel ein.
Der Ort ist voll von Kletterern die mit Crashpads oder Pickel und Klettergurt durch die Gegend laufen, es gibt einen Klettersteig, Rafting, Kayaking, du kannst Angeltouren buchen, Ausrüstung ausleihen oder einfach nur in einer der vielen Bars und Restaurants rumhängen. Es ist total touristisch.
Ich nutze das schöne Wetter und gehe auf eine entspannte Wanderung um den majestätischen Fitz Roy von näher zu sehen. Anfangs noch in Wolken und dann zeigt er sich in seiner ganzen Pracht.
Ich sitze lange und geniesse den Ausblick. Der Wind bläst mit patagonischer Beständigkeit.
Wieder im Ort treffe ich mich mit Aoife, Georgie und Matt zum Pizza essen und Malbec trinken. Ein illustrer interessanter Abend.
Am Donnerstag hänge ich einfach nur ab, draussen bläst der Wind, es regnet immer wieder und der Himmel ist grau. Am Nachmittag kommt Aoife vorbei und wir reparieren ihr Zelt. Am Abend gehe ich in eine der vielen Bierkneipen im Ort und treffe mich mit Amandine, Thibault und Guillemette. Insgesamt 9 Franzosen und ich, Gelegenheit mein Französisch ein bisschen zu entrosten...
Am Freitag schlafe ich vieeel zu lange um weiterfahren zu könne, ohnehin bläst der Wind wieder extrem scharf, und mein Hals kratzt sodass ich noch einen Faulenzertag einlege.
Und am Samstag mache ich mich dann auf um nach El Calafate zu fahren. Die letzten 1000km meiner Reise in Südamerika liegen vor mir. Seit ich zu hause losgefahren bin habe ich jetzt über 25.000km getreten.
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