Weiter fahre ich auf dem Altiplano nach LaPaz, in der Ferne leuchten die 6000er der Cordillera Real. Ich entscheide mich nicht in die Stadt runter zu fahren sondern suche mir eine Bleibe in El Alto. Am späten Nachmittag streife ich noch über den Markt und die Oberstadt. Verrückte laute Stadt, alles noch ein bisschen chaotischer als in Peru, aber es wird nicht ganz so viel gehupt. Ein wichtiges öffentliches Verkehrsmittel ist die höchst moderne Seilbahn von Doppelmayr die die Ober- mit der Unterstadt und weitere Stadtteile miteinander verbindet.
Am nächsten Tag fahre ich mit der Seilbahn eine grosse Runde durch die Stadt und in's Zentrum.
Hier besuche ich Cristian im Casa de Ciclista und lasse mir das Haus zeigen. Ich entscheide mich allerdings dagegen dort zu übernachten weil ich was Grosses vorhabe.
Ich buche eine geführte Tour auf den 6088m hohen Huayna Potosi. Weil ich das entsprechende Equipment nicht dabei habe leihe ich mir Steigeisen, Bergstiefel, Pickel, Klettergurt und Rucksack von der Agentur. Am nächsten Tag geht es los! Ich lasse mein Rad und alles was ich nicht brauche im Hostal und packe meinen kleinen Rucksack mit Klamotten und meinen warmen Schlafsack ein. Mit der Teleferico fahre ich nach La Paz runter und warte zum verabredeten Zeitpunkt darauf das ich in's Depot zum Klamotten anprobieren abgeholt werde. 30 Minuten später kommt endlich jemand... Zu fünft fahren wir über eine holprige Strasse zum Refugio auf 4700m Höhe. Ein Teil von uns hat 3 Tage gebucht und die beiden Australier die die Tour in 2 Tagen machen gehen direkt nach dem Mittagessen zum höheren Refugio auf 5200m Höhe. Wir, das ist Elisa aus Stuttgart, Josh aus Cambridge und ich, haben am Nachmittag erstmal eine Einführung in's Gehen mit Steigeisen und kriegen sogar die Gelegenheit uns mal im Eisklettern auszuprobieren. Unser Guide Eulogio ist ausgebildeter und geprüfter Bergführer. Die Guides haben hier auch die Aufgabe uns zu bekochen und Geschirr zu spülen und alles was dazu gehört. Leider macht sich bei mir heute die Höhe bemerkbar, mir ist leicht schlecht und der Schädel tut weh. Dagegen hilft trinken, trinken... ich schütte einen Kräutertee nach dem anderen in mich rein. Elisa, Josh und ich spielen Kartenspiele, unterhalten uns teils sehr persönlich und gehen früh schlafen.
Am nächsten Tag gehen wir mittags zum höher gelegenen Refugio auf 5200m Höhe. Nachmittags kommen zu unserer kleinen 3er Gruppe noch 6 weitere Personen dazu, 2 Schweizerinnen, ein holländisches Paar und 2 Neuseeländer. Weil wir immer in 3er Seilschaften gehen kriegen 2 Personen jeweils einen Guide zugeteilt. Zu neunt geht das nicht auf, sodass ich einen Guide ganz für mich alleine habe: (Super-) Mario. Nach einem sehr frühen Abendessen kriegen wir noch ein Briefing und die Gelegenheit uns mit unseren Guides auszutauschen. Mario will wissen ob ich alpine Erfahrung habe und ist erfreut als er hört was ich in den Alpen gemacht habe.
Um 18 Uhr ist Schlafenszeit. Viel Schlaf ist auf der Höhe nicht drin. Im Vergleich zu einigen anderen die garnicht schlafen bin ich noch ganz gut dran mit meinen ca. 4 Stunden Schlaf. Um Mitternacht werden wir geweckt. Rucksack packen, ein heisser Tee mit Brötchen, anziehen, und um 1 Uhr geht's los. Die Sterne funkeln, unsere Stirnlampen zeigen uns den Weg, und mit den Gruppen aus den anderen Hütten sind wir ein leuchtender Lindwurm der sich den Berg hochschleicht. Es geht gleich in eine kleine Kletterpassage die durch ein Fixseil abgesichert ist. Als wir am Gletscher ankommen ziehen wir noch unsere Steigeisen an und Mario nimmt mich an's Seil. Gaanz langsam, immer einen Schritt nach dem anderen, teils durch steiles eisiges Gelände, geht es aufwärts. Immer wieder machen wir kurze Pausen, trinken einen Schluck, nicht zu lange, es ist kalt, und trotten weiter bergan. Leider habe ich leicht Durchfall sodass im Dunkeln mein Guide 2 mal den Rücken zu mir drehen und ich am langen Seil die Hosen runterlassen muss. Beim Bergsteigen darfst du nicht zimperlich sein... Ab ca. 5800m Höhe macht sich bei mir die Sauerstoffknappheit bemerkbar, mir ist ein bisschen schlecht. Das letzte Stück zum Gipfel ist nochmal ausgesetzte Kletterei im eisigen felsigen Gelände, und dann geht es am Grat die letzten Meter zum Gipfel. Pünktlich zum Sonnenaufgang um 7 Uhr sind wir oben! Ein gigantischer Blick bis zum Titikakasee, nach La Paz und auf die anderen Gipfel ist Belohnung für die Anstrengung. Und die Sonne wärmt auch schnell.
Wir alle feiern uns und die Nachfolgenden ein bisschen, geniessen den Ausblick und den sich verändernden Himmel, und dann geht es an den Abstieg. Erstaunlich schnell, in 2 Stunden sind wir wieder unten an der Hütte. Ich habe Spass am klettern mit den Steigeisen, bergab geht das Atmen auch leichter. Mario schlägt mir vor gleich am nächsten Tag mit ihm auf den Illimani zu steigen. Ich freue mich über sein Vertrauen in mich aber lehne dankend ab, die etwas zu grossen Schuhe machen mir Blasen und Reibstellen, die geliehene Jacke hat zu kurze Ärmel, und ausserdem ist morgen ganz bestimmt erstmal Ausruhen angesagt...
Nach einer Suppe und Rucksack-Packen geht es mit dem grossen Rucksack noch die letzten Höhenmeter runter zur unteren Hütte. Einigen von uns geht es garnicht gut... Ich bin einfach nur redlich kaputt und die Beine und Knie sind deutlich spürbar. Wir geben unsere Ausrüstung zurück und werden mit dem Auto nach La Paz zurück gefahren. Im Hostal angekommen hole ich meine restlichen Sachen ab, bringe die verschwitzten Kleider in die Wäscherei, esse noch eine Kleinigkeit und falle müde in's Bett.
Nach einer Nacht mit ausgiebigem Schlaf lasse ich es langsam angehen. Gemütlich frühstücken, Wäsche abholen, frisch gepressten O-Saft trinken, mehr steht nicht auf dem Plan. Ich treffe mich nochmal mit Josh in La Paz und wir gehen zusammen zum Barber. Weil Josh nachts nach hause fliegt begleitet er mich noch nach El Alto in's Hostal und verbringt die letzten 2 Stunden vor seinem Abflug mit mir. Ich freue mich über die angenehme Gesellschaft.
Morgen will ich weiter in Richtung Salar de Uyuni. Noch ein Traum der eine kleine Herausforderung werden wird. Ich schicke euch allen herzliche Grüße!
Tolle Erlebnisse hast du da und mutig bist auch. Da waren die Skitouren mit uns ja leicht. Gruß Josef
AntwortenLöschenIch habe von meiner Akklimatisation profitiert. Und die Touren mit euch sind eine wunderschöne Erinnerung. Lieben Gruß! Rosel
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