Samstag, 20. Mai 2023

Cotopaxi

Noch ein Stück weiter bergauf, bis auf 3500m. 

Der Vulkan Cotopaxi lässt sich nur früh morgens und abends sehen. Also entscheide ich mich auf den Zeltplatz auf 3750m unterhalb des Vulkans hochzuradeln und dort zu übernachten. Dafür muss ich ein Stück bergab und ab dem Eingang zum Nationalpark wieder bergauf. Am Zeltplatz angekommen ergibt sich für mich die Gelegenheit in einem Pick-Up bis zum Parkplatz unterhalb des Refugiums mitzufahren und mein Rad kann auch mit! Also schnell was zu trinken und noch ein paar warme Sachen in den Rucksack, und dann rütteln wir die steile Strasse zum Parkplatz hoch. Ab da geht es zu Fuss weiter bis auf 4888m unterhalb des Gletschers. Der Gipfel hüllt sich in Wolken, es ist feucht-kalt und windig. (Das Video von FB kann ich hier leider nicht hochladen.) Der Cotopaxi: ein Vulkan mit Gletscher, für mich eine beeindruckende Kombination, Feuer und Eis. 





Und dann geht es mit dem Rad die ausgewaschene Strasse bergab. Ich kann mich an der Landschaft kaum sattsehen. Und was hier so auf 3000m bis 4000m Höhe so alles blüht!







Am Campingplatz angekommen ist es schon spät. Hier in Äquatornähe wird es um 6 Uhr abends dunkel und um 6 Uhr morgens hell. Also lasse ich mich in der Hütte am Zeltplatz mit einer Suppe bekochen und stelle schnell mein Zelt auf. Der Vulkan zeigt sich nochmal im abendlichen Licht. Und er pufft sogar ein paarmal! Ein Lama lässt sich blicken (wenn ihr genau hinseht könnt ihr es in der Ferne entdecken), ein Reh kommt zu Besuch, und ich geniesse die Stille bei einem Gute-Nacht-Tee.




Über Nacht bin ich ganz alleine, die Hütte schliesst um 5 Uhr. Die Nacht ist windig, kalt und klar. Der Sternenhimmel berauschend, und zum ersten Mal sehe ich das Kreuz des Südens. 
Guten Morgen Cotopaxi!


Nach dem Frühstück holpere ich mit meinem Fully (voll beladenes Rad) wieder bergab aus dem Nationalpark heraus.
Bis San Miguel de Salcedo fahre ich heute, dort checke ich am frühen Nachmittag in einem Hotel ein und geniesse eine warme Dusche und plane meine weitere Route.



Donnerstag, 18. Mai 2023

Äquator!

Kurzer Ausflug zum Einkaufen, Fahrrad warten - Antrieb reinigen, neue Bremsbeläge vorne - und mich schön bekochen. Mehr mache ich heute nicht. Der Zeltplatz liegt an der Laguna de Yahuarcocha, leider liegt zwischen Zeltplatz und See eine Rennstrecke und am Samstag und Sonntag ist da was los, Motorräder drehen lautstark ihre Runden.



Der Zeltplatz wird von Hans geführt, ein Deutscher der seit 12 Jahren in Ecuador lebt. Es gibt einen Biergarten mit einer beachtlichen Auswahl an deutschen Bieren, Bratwurst, Schnitzel und Bienenstich. Am Sonntag ist Muttertag, da ist hier viel los. Die Angestellten tragen Dirndl. Ich will weiter und verabschiede mich von Hans.



Ich radle weiter Richtung Quito. Im Strassenverkauf werden Schweine gegrillt. In Otavalo gibt es Sonntags einen Kunsthandwerkermarkt mit all den tollen Textilien die hier handgearbeitet werden. Ich kann mich nicht zurückhalten und kaufe mir eine bestickte Bluse. 






Es ist Sonntag, alle haben sich herausgeputzt. Die Plaza ist voll.



Als ich aus der Stadt rausfahre komme ich in's Gespräch mit einem Paar was Rosen zum Muttertag verkauft. Sie stellen Fragen über meine Reise, das Übliche, und dann kommt die Frage nach Familie und Ehemann. Ob ich verheiratet bin? Ja, und als ich den Satz anfange mit "mi esposo es..." machen sie den Satz fertig mit "...su bicicleta!", werfen sich weg vor Lachen und ich stimme ein. 



Und dann kommt der aufregende Moment an dem ich den Äquator erreiche. In der Ferne der schneebedeckte Volcán Cayambe, 5760m hoch.
 



In einem Vorort von Quito, in Tumbaco, bin ich heute in einem Casa de Ciclista zur Nacht. Es ist eines der ersten Casa de Ciclistas Lateinamerikas. Ich darf im wunderschönen Garten zelten. Es gibt 3 Avocadobäume und eine Menge Orangen- und Zitronenbäume. Der Besitzer Santiago repariert Fahrräder und es stehen wahre Schmuckstücke rum. Zwei weitere Radreisende sind da: Tadej aus Slowenien ist in Kolumbien gestartet und auch nach Patagonien unterwegs. Bryan aus Guatemala ist vor 5 Jahren aus seinem Land los und verdient sich sein Geld mit Gelegenheitsjobs, hier hilft er Santiago beim Fahrrad schrauben.
Am nächsten Tag gehe ich die Stadt erkunden. Tadej und ich fahren zusammen mit dem Bus nach Quito rein. Der Präsident spricht auf der Plaza zum Volk und es gibt Proteste. Tadej besteigt einen Hügel oberhalb von Quito. Ich bleibe unten und treibe durch die Stadt. Alle warnen vor den Taschendieben und wie gefährlich es ist. Und tatsächlich, als Tadej und ich uns wieder treffen um zurück nach Tumbaco zu fahren erzählt er mir dass er ausgeraubt und mit einer abgebrochenen Flasche bedroht wurde.















Ein weiterer Radreisender ist angekommen. Robby aus England ist nach Spanien geradelt und dann über die Kanaren und die Karibik nach Kolumbien gesegelt! Mit Schiffbruch, bei dem er fast sein Fahrrad verloren hat. Auch Robby will nach Patagonien. Großer Abschied am nächsten Tag.


Ich muss euch unbedingt noch die selbst gebauten Satteltaschen von Bryan zeigen.



Abschied von Santiago, Jeanne und Jiovanni (2 Kolumbianer die mit dem Motorrad unterwegs sind), Bryan und Tadej. Ich radle weiter.


Teils auf kleinen Strassen und dann wieder auf der Carretera will ich zum Cotopaxi Nationalpark. Ganz in der Ferne könnt ihr auf dem zweiten Bild den schneebedeckten Vulkan sehen.



Ich werde mal wieder von einem LKW total abgedrängt, sodass ich im Graben lande. Tu mir am Knie weh und heule vor Schmerz und Wut. Abends sehe ich dann dass mein Tablettbildschirm auch einen Ditscher abgekriegt hat. Die Landschaft entschädigt...



Heute schlafe ich auf 3200m Höhe. Die Nacht ist klar und kalt und der Sternenhimmel ist strahlend.